Harmonische Mords-Sportsjagd durch Naturwald
Die nun vierte Schleppjagd des Brandenburger Hunting Club hinter den Beagles des Schleppjagdvereins Frankenmeute vereinte schier Unvereinbares: eine sehr sportliche Jagd mit gehobenen Anforderungen an Hunde, Pferde und Reiter in superschnellem Tempo, geritten in einer gelösten, lockeren und harmonischen Stimmung. Das ist es vielleicht, was das Schleppjagdreiten zu so einer süchtig- machenden Reitsportart macht… man kann sportliche Herausforderungen annehmen, gemeinsam mit seinem Pferd meistern und dabei mit seinen Mitstreitern echte gemeinsame Freude erleben, fernab von Wettkampfgedanken und Stress, das Miteinander im Herzen.
Dafür, dass eine Jagd so sportlich und gleichzeitig locker stattfinden kann, muss im Vorfeld und rundum allerdings sehr viel durchdacht, geplant und organisiert werden – mit dem richtigen „Mind-set“ wie man da heutzutage sagt - der richtigen Einstellung basierend auf fundiertem Fachwissen und einem super Team.
Die Jagdherren Dr. Ulrich Wolschner und Oliver Keizers organisierten auch die diesjährige Jagd wieder in Zusammenarbeit mit Familie Schmeichel, den Inhabern des Rittergutes Seedorf. Gemeinsam schafften sie es, einen wunderschönen, anstrengenden, beglückenden und entspannten Jagdtag für ihre Gäste und die Equipage der Frankenmeute mit Master Uwe Hochbrückner zu organisieren. Und wie haben die beiden Jagdherren und Familie Schmeichel dieses Ziel erreicht? Ein bisschen was sei an dieser Stelle verraten und zur Nachahmung empfohlen.
Bereits am Vortag reiste der Master mit seiner Equipage mit ihren Pferden und einem Teil des Packs an und auch Houndslady Birgit Hoepffner brachte die Hunde aus ihrem Kennel mit. Ein ganz herzliches Willkommen erwartete sie alle auf dem Rittergut Seedorf. Hunde, Pferde und Menschen wurden aufs Beste untergebracht und versorgt, die Pferde durften sich nach der langen Anreise die Füße auf den Koppeln des Rittergutes vertreten. Den Abend gestalteten die Gastgeber gemütlich mit einem gemeinsamen Grillen, Zusammensitzen und „Ratschen“ wie der Franke sagt, „Austausch“ wäre das nicht-fränkische Synonym. So war es dann auch für Master, Equipage und Houndslady am Jagdtag morgens entspannt, konnten sie ihre Pferde relaxed fertig machen und den Tag stressfrei beginnen.
Die Jagdherren begrüßten am Jagdtag knapp 40zig Reiter vom Brandenburger Hunting Club und aus der Umgebung. Extra aus dem weit entfernten Franken waren Dennis Keller und Franz Rettenmeier gemeinsam angereist und Anke und Wolfgang Ablass aus dem schönen Zeitz in Sachsen- Anhalt. Die vier vertraten als Mitglieder die Frankenmeute im Jagdfeld und an den Hunden. Chapeau!
Gemeinsam machte sich die Jagdgesellschaft auf die Strecke. Oliver Keizers legte zusammen mit Lisa-Maria Johrend die Schleppe, das erste, springende Feld führte Dr. Ulrich Wolschner, das zweite, nicht-springende Feld führte Charlotte Keizers souverän. Die Equipage der Frankenmeute wurde verstärkt durch Wolfgang Ablass und Lilly Hofmann.
Die recht sportliche Strecke führte über acht Schleppen mit einem Stopp, überwiegend durch den Wald des Seedorfer Forstes. „Die Jagd wird auf kurven- und wellenreichem Boden wie gewachsen und über diverse Hindernisse und Gräben geritten“, so die Ankündigung in der Einladung des Brandenburger Hunting Clubs. Der Kenner von Waldjagden weiß diese Hinweise zu deuten: kurvenreich = hab dein Pferd an den Hilfen, damit Du die schnellen Wendungen und Tempowechsel reiten kannst; wellenreich = da galoppiert man auch mal etwas bergab; wie gewachsen = das ist kein planierter Hallenboden, gib Deinem Pferd Zügelmaß mit dem es sich auch einmal strecken kann um eine Unebenheit zu überwinden; diversen Hindernisse = Springen bei hohem Tempos solltest Du können; Gräben = diese Herausforderung hast Du hoffentlich zu Hause geübt.
Der zum Großteil naturbelassene Wald schenkte den Hindernissbauern auch dank einiger Herbststürme ausreichend Material um Sprünge zu bauen, die allesamt sehr gut von den Pferden angenommen wurden. Alleine im sogenannten „Jungle- Valley“ konnten so vier wegebreite Hindernisse den Reitern und ihrem Pferden eine sportliche Herausforderung bieten. Eine andere Schleppe führte in schönen Schlangenbögen immer wieder über Gräben. Der Wald bot vielfach unterschiedliche Eindrücke durch Gelände und Bewuchs, so dass einigen Reitern gar nicht auffiel, dass man an der ein oder anderen Kreuzung bereits vorher einmal vorbei gekommen war. Nicht umsonst haben in grauen Vorzeiten die Wälder so manchen Reisenden verschluckt und auch heute verlieren immer noch Wanderer die Orientierung. Was dann auch dem Jagdfeld einmal passierte und es an der wartenden Meute mit Equipage vorbeisausen ließ. Aber man fand dann schon wieder zusammen.
Das Jagen wurde dann noch gewürzt mit dem hohen Tempo, das die Beagles der Frankenmeute auf den Schleppen vorlegten. Dabei sind sie gegenüber den folgenden Pferden entschieden im Vorteil, denn sie können die Wendungen bei full-speed bewältigen, während die Pferde in kurvenreichem Gelände immer wieder zurückkommen müssen. Andererseits machte ihnen der Sandboden gewaltig zu schaffen, Sandkörner und Staub legten sich auf die Schleimhäute und in die Augen und machten den Hunden neben den warmen Temperaturen das Leben schwer. Auch die häufigen Richtungswechsel wollten bewältigt sein, denn bei dem hohen Tempo besteht immer die Gefahr, dass die Hunde überschießen und erst ein paar Meter später realisieren was ihre feinen Nasen ihnen sagen, nämlich dass irgendwie die Duftspur weg ist und der eingeschlagene Weg falsch. Gerade für die Junghunde war das eine Herausforderung, die sie aber gemeinsam mit den „Großen“ ganz toll bewältigten und gemeinsam einen super Job ablieferten. Das konnten sie auch, weil am Ende jeder Schleppe Wasser bereitgestellt wurde, mit dem sie sich erfrischen konnten und den Staub aus Schnauze und Nase spülen. Zum Curèe kehrte die Jagdgesellschaft zum Rittergut Seedorf zurück und die Hunde erhielten ihre wohlverdiente Ehrung und Belohnung.
Musikalisch gestaltete das Jagdhornbläserkorps Petersberg e.V. die Jagd mit seinen Signalen und rundete so das wunderbare Jagderlebnis auf das Schönste ab.
Bei Kaffee und Kuchen konnten die Reiter den sportlichen Tag entspannt Revue passieren und die spannenden Momente noch einmal aufleben lassen. Am Abend dann erwartete diejenigen, die das ganze Wochenende diesem Erlebnis gewidmet hatten noch eine kleine Jagdtafel auf dem Rittergut Seedorf.
Besonderer Dank geht an die beiden Jagdherren Dr. Ulrich Wolschner und Oliver Keizers, Familie Schmeichel, den Brandenburger Hunting Club und natürlich den vielen vielen Helfern die diesen Tag mit ihrem Engagement und ihrer Tatkraft erst möglich machten.
Bilder folgen
Text: Reinula Böcker