Eine Viermeutenschleppjagd ist immer etwas Besonderes und wirft meist schon im Vorfeld seine Schatten voraus. So auch in diesem Jahr war die Triebfeder für dieses Großevent Erich Winter aus Dinkelsbühl zusammen mit seinem Team um Robert Kraus. Die Idee und die Planungen für dieses Event starteten bei dem umtriebigen Dinkelsbühler im Anschluss zu seiner Halloween- Schleppjagd im Jahr 2021. Das Datum war schnell gefunden und so wurde schon sehr früh im Jahr für den 29. Oktober nach Dinkelsbühl eingeladen. Die Zusammenstellung und Auswahl der Meute lag in der Hand von Frankenmeutemaster Uwe Hochbrückner. Schnell war klar, dass es sehr Rassebunt werden sollte. Denn zu den kleinen, emsigen Beagles der Frankenmeute sollten sich die Foxhounds der Badischen Dragoner, der Taunusmeute und die Grandes Anlgo-francais der Hardtmeute gesellen.
Wieder einmal schaute die Meutelandschaft gespannt auf dieses Event, denn wie soll es anders sein, so waren auch hier die kritischen Stimmen laut. „Wie soll das denn zusammen gehen, Beagles und Foxhounds und dann noch die Franzosen. Wir sind sehr gespannt!“ So Petra Schlemm aus den Reihen der Deutschen Schleppjagdvereinigung.
Natürlich kann ein solches Mammutprojekt nur durch Unterstützer und Mäzene gestemmt werden. So fand Erich Winter schnell Verbündete im Herzen. Als Jagdherren fungierten Helmut Jäger, Dr. Gerd Franke, Rainer Herbst, Benno Fischer, Andreas Hertkorn, Robert Kraus und natürlich Erich Winter.
Wie auch in den letzen Jahren, so lief über die Sozialen Medien schon sehr früh die Marketingmaschine an und viele der Interessierten wurden mehr und mehr auf die Schleppjagd eingestimmt. Es wurden einzelne Streckenabschnitte vorgestellt, die ersten Vorbereitungen auf der Strecke mitgeteilt und im Zentrum stand immer auch die mittelfränkische Stadt Dinkelsbühl in Verbindung mit den beiden Meißer Hotels, zwischen denen die Jagd geritten werden sollte.
Je näher der Jagdtermin rückte, umso kürzer wurden die Abstände zwischen den einzelnen Posts. Die ersten Bilder von Jagdsprüngen tauchten auf. Für die Meutehalter stieg im gleichen Maß die Anspannung.
Was bedeutet eine Mehrmeutejagd für Meutehalter. Klar, im einfachsten Fall jagen Jagdhunde zusammen einer künstlichen Schleppe hinterher. Aber funktioniert das auch mit einer bunt zusammen gewürfelten Truppe. Wie arbeiten die Hunde zusammen? Und wie kommen die Master miteinander klar?
Fragen über Fragen. Wir möchten sie an dieser Stelle einmal auf einen kleinen Exkurs mitnehmen. Was bedeutet es eigentlich eine Hundemeute zu führen. Das Amt des Masters besetzt jede Meute auf ihre eigene Art. Jeder Meuteführer/Meuteführererin hat seine eigene Art SEINE/ IHRE Hunde zu führen und doch und das eint alle Masters of the Hounds. Der Master ist das Alphatier und wird von den Hunden als solches akzeptiert. Diese Position ist aber kein Geschenk, sondern Bedarf vieler Stunden des Trainings, der Pflege, des Respekt und auch der Erziehung. Der Master of the Hounds ist am Jagdtag der Dirigent und Regisseur für den Ablauf der Jagd. Er/ Sie ist am Tag des gemeinsamen Reitens verantwortlich für das Korrekte Anlegen und somit auch für das Jagdfeld.
Bei einer Viermeuten-Veranstaltung kommen nun also vier Leitmenschen mit ihren Pikören zusammen und sollen nun das, was sie sonst jeder für sich macht, zusammen tun. Und die Rund 70 Hunde müssen nun von diesen vier Alphamenschen so geführt werden, dass aus den Einzelmeuten eine Große Meute wird.
Bereits das Zusammenführen der einzelnen Hundemeute war an diesem herrlichen, spätherbstlichen Samstag eine sehr feierlicher Moment. So begrüßten die gut 50 Jagdreiter zuerst die Beagles der Frankenmeute unter der Führung von Uwe Hochbrückner mit einem dreifachen Horrido. Sogleich wurden nacheinander die Grandes Anlgos- francaises der Hardtmeute unter der Führung von Andrea Wiehe, dann die Foxhounds der Taunusmeute unter der Führung von Brigitte Roggendorf und last but not least die Foxhounds der Badischen Dragoner unter der Führung von Sabine Keller zusammengeführt. Ein wunderbarer Moment, wenn soviele Hunde sich friedvoll zu einem Pack vereinen.
„Wir bitten euch um Nachsicht. Denn heute jagen Hunde von vier Meuten zusammen, die sich erst mal zu einem Pack finden müssen. Sicherlich wird nicht alles Gut klappen. Das wäre vermessen! Aber wir werden uns freuen, wenn wir heute das, was heute von uns erwartet wird zu 90% erfüllen zu können. Und sind wir doch mal ehrlich, auch ihr Jagdreiter reitet nicht bei jeder euerer Jagden zu 100% gut.“ So Uwe Hochbrückner, mit einem verschmitzten Lächeln in seiner Begrüßung.
Sogleich ging es auf die erste der zehn Schleppen zwischen Fichtenau und Dinkelsbühl. Die Anspannung stieg nun merklich- wie können die Hunde auf diese erste Schleppe gebracht werden. Die 90% waren auf alle Fälle erreicht. Einige Hunde machten sich etwas schneller auf den Weg als ihre Meutekollegen. Naja,… nicht so schlimm! Denn auch die verschiedenen Piköre müssen sich erst einmal Abtasten und auch hier muss über die nächsten Schleppen das Zusammenspiel der Piköre aufeineander abgestimmt werden. Leichte Hügel hinauf und hinunter, der ersten Sprünge und immer dieses schöne große Pack vor der Nase. Erste herrliche und einzigartige Bilder und Eindrücke entstehen. Und für die zahlreichen Hundemenschen in der Equipage und auch im Jagdfeld waren berührt. Und sind wir mal ehrlich, bei einer Mehrmeutenschleppjagd geht es hautpsächlich darum einen Blick für die einzigartige Hundearbeit zu bekommen. Wenn uns dann aber noch eine derart tolle Jagdstrecke geboten wird, wie es Erich Winter und Robert Kraus für uns auf die Beine gestellt haben, so ist dies mehr als Außerordentlich! Überbaute Gräben, Fasanenschütte, offene Gräben, Steilssprünge, … Die Jagdreiterherzen konnten an diesem Tag kaum noch höher Schlagen.
Mit jeder Schleppe fanden die Masters, Piköre und ihre Hunde immer mehr zueinander und nach der dritten Schleppe war dies auch im Jagdfeld zu spüren!
„Am Anfang wart ihr 100% tapfer und schließlich hattet ihr alles 100% im Griff“ so Konstantin Mettenheimer (Präsident der Taunusmeute).
Ein besonderer Moment war sicherlich für alle Teilnehmenden der Durchritt der historischen Innenstadt von Dinkelsbühl. Vorbei an zahlreichen Zuschauern am Rand- ein wahrlich einzigartiger Moment!
Musikalisch begleitet wurde diese Schleppjagd durch die Reiterlichen Jagdhornbläser aus Dinkelsbühl und der Dudelsackgruppe „The Hohenlohe Highlanders Pipes & Drums“. Letztere waren sicherlich das Sahnebaiser auf der Torte. Für die mitteleuropäischen Jagdreiterohren eher ungewohnte Töne und doch für jeden so wunderbar präsent. Herrlich!
Beim Curée mit der Bruchverteilung zogen bereits die ersten Nebelschwaden des frühen Abends auf und eine mystisch feierliche Atmorphäre machte sich breit. Glücklich, dass alle Hunde, Pferde und Menschen gesund und munter wieder vom Jagdtag zurück gekommen waren, wechselten nun die Jagdgäste in den Tanzsaal des Meißer Hotels Rose in Fichtenau. Soweit wir dem erzählten Glauben schenken durften wurde recht lange bis in die Nacht hinein gefeiert.
Nochmals sei an dieser Stelle den Organisatoren Eriche Winter und Robert Kraus im Namen aller teilnehmenden Meute ein herzliches Dankeschön für dieses Megaevent gesagt.
Text: FM
Bilder: Doris Frank-Schneider