Hoch über der Kreisstadt Weißenburg i.Bay. leuchtet das rote Dach der Festung Wülzburg majestätisch im morgendlichen Oktobersonnenschein. Leider nicht an diesem 27. Oktober Morgen. Der Hochnebel lag schwer auf den alten Gemäuer und so konnte man nur hoffen, dass der Nebel sich senkt und auf den Höhen des Fränkischen Juras die Sonne zum Vorschein kommt.
Bereits zum dritten Mal lud die Frankenmeute zur Hubertusschleppjagd auf die einzigartige Festung Wülzburg. Die Hohenzollernfestung liegt auf der mit 630m höchsten Bergkuppe der südlichen Frankenalb. Seit dem 11. Jahrhundert befand sich auf dem heutigen Festungsgelände ein Benediktinerkloster, das im Zuge der Reformation zuerst ein Probstei und 1537 in ein weltliches Verwalteramt umgewandelt wurde. Im Jahre 1588 wurde mit den fünf Bastionen Jungfrau, Krebs, Rossmühle, Kaltes Eck und Hauptwache im neuitalienischen Bastionärssystem errichtet. So entstand das regelmäßige Fünfeck und das so typische Pentagon für die fränkische Renaissancebastion. Die Bastion Rossmühle mit seinem alten Gewölbe wird heute noch für Sommerkonzerte genutzt.
Als an diesem Sonntagmorgen die Bläsergruppe „Parforcehorngruppe Grenzenlos“, einer zusammengewürfelten Bläsertruppe aus München, Ingolstadt, Aschaffenburg und Ellwangen, zur Einladung zum Gottesdienst anspielten, konnte man sie nur schemenhaft durch den Nebel im hinteren Bereich des Festungshofs zwischen den Bastionen Rossmühle und Kaltes Eck stehen sehen. Mystisch legte sich der Hochnebel über den Burghof und es zogen immer wieder Nebelschwaden an uns vorbei und legten sich schmeichelnd auf die Jagdröcke und Tenues. In diesem Jahr feierte mit uns die evangelische Pfarrerin Amelie Knöll die Hubertusandacht. Sie verstand es mit ihren Worten die „Gemeinde“ zu verbinden. Im evangelischen Glauben wird weniger an die Heiligenverehrung, in dem Sinne, dass Heilige, wie eben der Heilige St.Hubertus, der neben den Jägern auch als Fürsprecher für Metzger, Metallbauer, Kürschner, Optiker und Mathematiker fungiert, geglaubt, aber Menschen wie eben der Heilige Hubertus können als Vorbilder für den Glauben gesehen werden. So zeigte sie am Beispiel des Heiligen Hubertus, der durch die Geburt seines ersten Kindes, Frau und Kind verloren hatte, zum Vollblutjäger ohne Maß und Ziel wurde. Aufgerüttelt wurde er erst, als ihm bei der Jagd ein weißer Hirsch mit einem Kreuz zwischen den Geweihstangen erschein. Von da an gelobte er, respektvoller mit Natur, Getier und den Menschen umzugehen. So können Schicksalsschläge auch als Chance für Gutes wirken. Pfarrerin Knöll schaffte es Konfessionen und die, die sich keiner Konfession zuerkennen können, zu verbinden.
Als die Parforcehornbläser zum Auszug die St. Eustachus Fanfare spielten, war das ein wahrer Gänsehautmoment, jedoch nicht wegen der herbstlichen Witterung. Unter den Arkaden des Festungsgebäudes wurde die Jagdgäste von Birgit Hoepffner und ihrem Wülzburg de Luxe Frühstücksbuffet erwartet. Kaffe, kleine Törtchen und Pralines ebenso wie kleine Spinatschneckchen und einer einzigartigen Kürbis-Ingwersuppe! Traumhaft!
In seiner kurzen Begrüßungsansprache dankte Präsident Dr. Armin Kirchdorfer, vor allem Oberbürgermeister Schröppel, ebenso der Stadt Weißenburg und den Jägern, der zu durchreitenden Reviere für deren extreme Gastfreundschaft. Als „dezentral organisierter Verein“ ist die Frankenmeute für alle ihre Veranstaltungen auf eine gute Zusammenarbeit mit den Stadtverwaltungen, den Bauern und den Jägern angewiesen. Die Stadt Weißenburg macht es uns sehr „einfach“ diese Veranstaltung durchzuführen und dafür ein herzliches Vergelt`s Gott, so Kirchdorfer. Ebenso großen Dank sprach er den beiden Jagdherren Manne Keckeisen und Andreas Hertkorn, die in diesem Jahr die Jagdherrschaft für dieses Event übernommen haben.
Zudem ließ er Herma Leitermeier, die am Vortag ihren 70. Geburtstag feiern durfte hochleben. Herma gehört seit über zehn Jahren zu den Stützen des Schleppjagdvereins Frankenmeute. Bis vor einem Jahr war sie die Schleppenlegerin in der Equipage und unterstützt nun Birgit am Kennel, ebenso bei der Ausbildung unserer Welpen, ect., ect. Sie ist eben ein Schatz! Und sie versprach uns, dass das auch noch lange so bleiben soll. Danke liebe Herma!
So dann ging es auf die Jagdstrecke! Bereits die erst Schleppe entriss dem Jagdfeld ein einstimmiges „Heeeeeeerrlich!“. Gestartet wurde auf einer Wiese unterhalb des Flugplatzes und mündete schließlich in einem immer schmaler werdenden Waldweg, vorbei an Moosbewachsenen Felsensteinen. Pferde, Hunde, Equipage und Jagdfeld waren auf Betriebstemperatur!
Das Jagdgelände zwischen der Festung, vorbei an Oberhochstatt bis zum Burgus (eine altes Römerlageer bei Burgsalach gelegen), zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus. Uralte Buchenwälder ebenso wie die für den fränkischen Jura typischen, endlos wirkenden Wiesentälern. Wie das „Obere Laubenthal“ oder „die Bieden“ wie dieses wunderbar, zu durchreitende Tal bei den Einheimischen genannt wird.
Die Fanfaren der Bläsergruppen, die von Christiane Krug und Jonas Kirchdorfer (beide Frankenmeute) perfekt durch das weitläufige Gelände gelotst wurden, schallten von den Wäldern wieder und so ergaben sich viele eindrucksvolle Jagdmomente. Die Hunde von Master Uwe Hochbrückner und seiner Equipage (Anina Stosch, Andreas Hertkorn, Franz Rettenmeier) arbeitet, wir möchten schon sagen gewohnt perfekt, laut und schnell.
Neun Schleppen mit zwölf Hindernissen galt es zu meistern, ehe es nach der feierlichen Curée im Festungshof, zum feierlichen Viergängemenu ins Burgrestaurant ging. Hier richtet auch nochmal Jagdherr Andreas Hertkorn sehr emotionale Worte, über diesen wunderbaren Jagdtag an die Jagdgesellschaft.
Ein rundum einzigartiger, eindrucksvoller und emotionaler Jagdtag! Heeeeeerrlich!!!!!